In der Cyber-Verteidigung vernetzen

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Generalleutnant Ludwig Leinhos (Mitte) Foto: Bundeswehr

Die Cyber Commander aus mehr als 25 Nationen folgten am Dienstag, 9. Oktober, dem Ruf Generalleutnant Ludwig Leinhos´ zum Cyber Commanders Forum (CCF) in Bonn.

Knapp 400 Gäste aus Wirtschaft, Forschung, Politik und Militär haben sich beim vierten International Cyber Operations Symposium (ICOS) am 10. Oktober in Bonn ausgetauscht. Die Veranstaltung fand in Kooperation zwischen AFCEA Bonn und dem Kommando CIR statt.

Das Thema Resilienz, also Widerstandsfähigkeit, kritischer Infrastruktur gegenüber den Bedrohungen aus dem Cyber- und Informationsraum ist in diesem Jahr der inhaltliche Schwerpunkt von CCF und ICOS. Vor dem Hintergrund der Diskussion über die Anfälligkeit von Netzen und Systemen für Angriffe und Manipulationen weltweit ist das Thema hochaktuell. Viele Staaten und Unternehmen betrachten die Risiken aus dem Cyberraum inzwischen als die größte Bedrohung der nächsten Jahre und Jahrzehnte.

Enge Zusammenarbeit

Eine enge internationale Zusammenarbeit auf allen Ebenen ist dabei unabdingbar, denn: Der Cyber- und Informationsraum macht nicht an Staatsgrenzen halt. Als Gastgeber des CCF betonte Generalleutnant Leinhos in seiner Eröffnungsrede: „Wir haben es uns als Ziel gesetzt, mit dem CCF und dem ICOS 2018 den Dialog und Wissensaustausch der Teilnehmenden zu gewährleisten und zu fördern. Außerdem wollen wir die Cyber-Kooperationen zwischen den Partnernationen sowie zwischen Wirtschaft, Forschung, Politik und Militär stärken.“ Finnland, Spanien und Estland informierten in der Folge die anderen teilnehmenden Nationen über die jüngsten Entwicklungen zum Aufbau der Cyberkräfte Ihrer Länder. Nur gemeinsam und vernetzt könne man die Verbesserung der Resilienz vorantreiben – eine entscheidende Voraussetzung für die Zukunft moderner Gesellschaften, führten die Teilnehmenden des CCF einhellig weiter aus.

ICOS, Internationale Beteiligung

In den Keynotes des International Cyber Operations Symposiums (ICOS) 2018 am 10. Oktober betonte der Stellvertreter des Befehlshabers des US Cyber Command, Generalleutnant Vincent R. Stewart, die Bedeutung der Cybersicherheit in einer zunehmend chaotischen und instabilen Welt und unterstrich die Wichtigkeit internationaler Kooperation auf diesem Feld: „Noch nie war das Thema Cyber-Sicherheit so bedeutsam wie heute und internationale Kooperationen sind essentiell für unseren Erfolg im Cyberraum.“

Verlässlicher Partner

Welchen Beitrag die Industrie zum Thema Resilienz gegen Cyber-Bedrohungen leisten kann, führte Bosco Novak, Mitglied des Vorstandes der Firma Rohde & Schwarz aus. Seine Grundthese: Nur eine Kooperation staatlicher Akteure mit gleichermaßen transparenten wie verlässlichen Partnern in der Industrie ermögliche den handelnden Akteuren eine den Herausforderungen entsprechende Antwort auf die Frage „Wir wissen, dass es Vorfälle geben wird, nur, wie schnell sind wir in der Lage darauf zu reagieren und die Sicherheit unserer Systeme wieder herzustellen?“

Information als wichtige Ressource

Die Bedeutung der Information als wichtigste Ressource des 21. Jahrhunderts erläuterte der Vertreter der Wissenschaft, Professor Dr. Michael Lauster, Direktor des Fraunhofer Instituts für Technologische Trend Analyse. In einem Spannungsfeld zwischen „Wahrheit und Alternativen Fakten“ sei die Validität von Informationen für die Qualität strategischer Entscheidungen von existenzieller Wichtigkeit. In der Folge beschrieb Prof. Dr. Lauster Ansätze, die strategische Entscheidungen gegen den Einfluss von zum Beispiel „Fake News“ härten können.

Gesamtstaatliche Herausforderung

Abschließend skizzierte für das Bundesministerium des Innern der Leiter dessen Abteilung Cyber- und Informationssicherheit (CI), Andreas Könen, die gesamtstaatliche Herausforderung zur Bewältigung der Risiken in der Informationssicherheit in Deutschland. Er erläuterte zudem, welchen Teil die daran beteiligten Institutionen, auch die Bundeswehr, daran haben. „Die Herausforderung für unser Land wird sein, die Entwicklung von rein defensiver Vorsorge gegen Cyber-Attacken hin zu aktiven Gegenmaßnahmen so zu vollziehen, dass sie einerseits in den rechtlichen Rahmen unseres Landes passen, andererseits aber auch der wachsenden Herausforderung der steigenden Bedrohung genügen“, so Könen.

Arbeit in fünf Breakout-Sessions

In fünf Breakout-Sessions tauschten sich die Teilnehmer zu den Themen „Rechtliche Aspekte von Cyber-Aktivitäten“, „Entwicklung von Waffensystemen“, „Analyse des Informationsumfelds“, „Künstliche Intelligenz für (smarte) militärische Anwendungen“ und „Wiederstandsfähige IT-Systeme“ intensiver aus.

Vielfältige Eindrücke

„Das war alles sehr weiterführend und ich begrüße vor allem die Möglichkeit, über den fachlichen Tellerrand zu blicken“, resümierte einer der Teilnehmer die Session „Rechtliche Aspekte von Cyber-Aktivitäten“. Eine weitere Teilnehmerin fasste ihre Eindrücke über die Podiumsdiskussion von fünf Fachleuten in Worte: „Das Dilemma der verschiedenen internationalen rechtlichen Positionen wird deutlich, vor allem aber die Notwendigkeit der Definition einer gemeinsamen Position als Grundlage für das weitere Handeln auf internationaler Ebene.“

Dank an die Vortragenden

Nach einem Dank an die vielen Helfer im Hintergrund der Organisation, Sicherheit und Tagungsdurchführung wandte sich Generalleutnant Leinhos zum Abschluss an die Gäste und die Vortragenden. „Die angeregten Diskussionen während und am Rande der Breakouts haben gezeigt, mit wie viel Enthusiasmus Sie alle beim Thema Cybersicherheit und Informationssicherheit dabei sind,“ so Leinhos.

Ausblick

„Deutschland wird den Vorsitz des Cyber Commanders Forum noch bis Mai 2019 innehaben. Ich freue mich, Sie alle in Tallin wieder zu sehen, wo auch der Vorsitz an die nächste Nation weitergegeben wird“, führte er weiter aus. Dies seien, wie er den Teilnehmern des Symposiums mitteilte, die Vereinigten Staaten von Amerika ,worüber er sich persönlich aufgrund der engen Verbindung zu den amerikanischen Kameradinnen und Kameraden besonders freue. „Dies ist auch Ausdruck einer festen transatlantischen Partnerschaft in nicht einfachen Zeiten“, betonte er.