110. Fachveranstaltung AFCEA Bonn e.V.

Big Data 4.0 - Analyse und Schutz

Dienstag, 5. Dezember 2017, 18:00 – 21:30 Uhr 
Fraunhofer FKIE, Fraunhoferstraße 20, 53343 Wachtberg-Werthhoven

Die Menge der Daten der Menschheit wächst explosionsartig, hat bis 2017 mehr als 12 Zetabyte erreicht - dem Umfang von 36 Millionen US-Kongressbibliotheken - und verdoppelt sich weiter in weniger als 2 Jahren.

Aus Suchanfragen im Internet auf die Verbreitung der Grippe schließen; Schäden an Bauteilen eines Flugzeugtriebwerks vorhersagen; die Inflationsrate nahezu in Echtzeit ermitteln; potenzielle Verbrecher fassen, noch bevor sie das Verbrechen begangen haben: Die Versprechen von Big Data sind so atemberaubend wie vielschichtig.

Um Big Data zu charakterisieren, wurden von vielen Medien häufig die drei "Vs" herangezogen: die englischen Begriffe volume, velocity und variety. Es sind aber nicht allein die gigantischen Datenmengen, die das Big-Data-Problem ausmachen. Auch die fehlende Struktur - von polystrukturierten Daten ist die Rede - und die unterschiedlichen Formate sind für die herkömmliche Unternehmenssoftware äußerst problematisch. Für die Analyse dieser riesigen Datenmengen ist besondere Big Data Analytics Software erforderlich, welche im Voraus zur Datengewinnung und im Nachhinein zur Auswertung der Daten eingesetzt wird - umso herausfordernder, je echtzeitnäher die Auswertung bei streaming data erfolgen muss. Der Schutz dieser Software gegen unbefugten Zugriff und Manipulation ist für alle Lebensbereiche bis hin zu den Streitkräften von vitaler Bedeutung.

Knapp 120 interessierte Besucher informierten sich am 5.12.2017 bei der letzten Veranstaltung von AFCEA Bonn e.V. im Jahr 2017 über das heutzutage in vielen Lebensbereichen bereits hohe Bedeutung erlangte Thema Big Data.

Programm

Begrüßung:                                Generalmajor a.D. Erich Staudacher, Vorsitzender AFCEA Bonn e.V.
Einführung und Moderation:     Oberst a.D. Friedrich W. Benz, Vorstand AFCEA Bonn e.V. und Leiter AFCEA Fachausstellung

„SASPF und Big Data - Was wollen die eigentlich von mir ?"
Oberst i.G. Michael Hauschild, BMVg, Abteilung CIT,
RefLtr CIT II 5 Prozessorientierte IT-Unterstützung, SASPFund IT-Prozessgestaltung, Bonn

„Data Science für  Cyber-Sicherheit im Anwendungskontext ‚Threat Intelligence‘  “
Frank Irnich, SAP Deutschland, Strategic Business Development Manager,  Köln

Pause mit Imbiss

Streaming Analytics – Schlüsseltechnologie auf dem digitalen Gefechtsfeld“
Christian Zimmermann, Software AG, Director Marketing, Darmstadt

Den Wald vor lauter Vorfällen – Big Data für die Meldepflicht bei Kritischen Infrastrukturen“
Marian Corbe, KPMG Cyber SecurityConsulting, Assistant Manager

Programm zum download

Teilnehmer können die Präsentationen der im Rahmen der Fachveranstaltung gehaltenen Vorträge über buero(at)afcea.de anfordern.

Zu den Vorträgen

Nach der Begrüßung durch den Vorsitzenden von AFCEA Bonn e.V., Herrn Generalmajor Erich Staudacher, führte Oberst a.D. Benz als Moderator in die Veranstaltung ein. Er wies darauf hin, dass Big Data gilt gegenwärtig in der IT-Branche als IT-Trend schlechthin gilt und wird dementsprechend kontrovers diskutiert. Auf einem Chart von Gartner für das Jahr 2015 stand Big Data nahe am Hochpunkt höchster Erwartungen. Dabei wurde angegeben, dass sich Big Data in der Praxis in 5 - 10 Jahre auswirken wird.

Mit Big Data ist ein bemerkenswerter Paradigmenwechsel verbunden. Aus seiner Sicht sind besonders zwei Aspekte hoch herausfordernd: Die Analyse erfolgt nicht auf der Grundlage von gesammelten und abgespeicherten Daten, sondern auf der Grundlage von gerade erfassten Daten im laufenden Betrieb.

Oberst a.D. Benz wies darauf hin, dass Big Data weit über Industrie 4.0 weit hinausgeht und zu Veränderungen in völlig unterschiedlichen Bereichen führt:

· im Finanz- und Bankensektor,
· bei der Bonitätsprüfung,
· in der Marktforschung bis hin zum Direktmarketing,
· zeitnahe Auswertung von Webstatistiken für Online-werbemaßnahmen
· bei der Optimierung der Energieverbrauchssteuerung (Smart Metering),
· beim Nutzbarmachen großer Datenmengen in der Landwirtschaft (Smart Farming),
· in der Medizin und Medizintechnik,
· für die Erstellung von Bewegungs-, Kauf- und Persönlichkeitsprofilen
· bei der Vorhersage von Epidemien

um nur einige zu nennen.Nicht zuletzt jagt Big Data den Scharen von Controllern einen Schrecken ein, denn noch wissen sie nicht, wieviel von ihnen durch leistungsfähige Big Data Analysen entbehrlich werden.

 

„SASPF und Big Data - Was wollen die eigentlich von mir ?"

Oberst i.G. Michael Hauschild, BMVg, Abteilung CIT,
RefLtr CIT II 5 Prozessorientierte IT-Unterstützung, SASPFund IT-Prozessgestaltung, Bonn

Oberst i.G. Hauschild gab einen Überblick über die bisherige Einführung von SASPF bis zur aktuellen Programmstrategie und stellte den Sachstand in den einzelnen Hauptprozessen dar. Mit dem Hinweis auf die Zahl von 60.000 SASPF-Nutzer/Nutzerinnen (mit steigender Tendenz) die in der Bw, legte er auch beeindruckende Leistungsdaten aus unterschiedlichen Bereichen vor. Auch ging er auf Möglichkeiten und Grenzen von SASPF im Einsatz ein.

Unter der Überschrift: "Unser Plan" zeigte er die nächsten Schritte und wesentlichen Anstrengungen bei der Fortführung der weiteren Einführung von SASPF auf.

Hinsichtlich des Themas Big Data gab er sich sehr zurückhaltend. Er zeigte eine ganze Reihe möglicher Anwendungsgebiete auf, jedoch müssen in wesentlichen Teilen auch noch die Grundlagen für die Datenerfassung - vor allem in neuen Rüstungsvorhaben - als Voraussetzung für eine Big Data Analyse gelegt werden.

„Data Science für Cyber-Sicherheit im Anwendungskontext ‚Threat Intelligence‘ “

Frank Irnich
SAP Deutschland, Strategic Business Development Manager,  Köln

Zur Erlangung der Digitalen Souveränität muss es Deutschland gelingen, seine Kompetenzen in den Kernbereichen der Cyber-/IT-Sicherheit zu festigen und zu erweitern. Diese Kompetenzen schaffen die Grundlagen zur erfolgreichen Auftragserfüllung der Bundeswehr in der Wirkkette beginnend im Cyber- und Informationsraum von der Daten- über die Informationsüberlegenheit und darüber hinaus bis zur Handlungsüberlegenheit für alle 'Communities of Interests'.
Grundsätzlich sollte vor allem auch bei der Realisierung eines angemessenen Cyber-/IT-Schutzes vom 'Auftrag bzw. Ergebnis abgeleitet' gehandelt werden: Führung, Aufklärung, Wirkung und Unterstützung (FAWU). Moderne Data Science Methoden können als sinnvolle Unterstützung bei der Interaktion zwischen Mensch und Maschine und als Entscheidungshilfen unterstützen. Menschengerechte IT-Systeme mit dem Fokus auf 'Usability' unterstützten die Anwender und vermeiden Komplexität.

Der Vortrag diskutierte diesbezüglich nachstehende Aspekte:

  • Die technischen und organisatorischen Voraussetzungen, um 'Data Science'-Methoden gewinnbringend zu nutzen. Die Stichworte sind hier beispielsweise die Qualität, Verfügbarkeit und Vertrauenswürdigkeit der Daten, sowie deren sicheren Umgang mit Bezug auf Cyber-/IT-Schutz.
  • Korrelative Auswertungen vieler verschiedenartiger Datenpunkte, mit dem Ziel neue Zusammenhänge und Erkenntnisse zu gewinnen; wie z.B. durch Muster-/Anomalie-Erkennung, strukturierte und unstrukturierte Daten-/Text-Analyse, Korrelation unterschiedlicher Daten/Signale; wie z.B. Vorausschauende Analysen und Simulation komplexer Zusammenhänge im Anwendungskontext 'Cyber Threat Intelligence'.
  • Erkenntnisse für einen möglichst umfassenden Schutz, gerade im Hinblick auf IT-Sicherheit, aus den Datenanalysen als Stellgrößen für die Automatisierung von Prozessen (Wirkketten) und zur Verbesserung von Abläufen, Agilere Entscheidungsfindung und Führungsprozesse.
  • Anwendungsbeispiel zu 'Cyber Threat Intelligence': Wie können intelligente Methoden, gezeigt am Beispiel der 'intelligenten IP-Sonde', zur Erkennung von potentiellen Angriffsvektoren in Echtzeit genutzt werden.

„Streaming Analytics – Schlüsseltechnologie auf dem digitalen Gefechtsfeld“

Christian Zimmermann
Software AG, Director Marketing, Darmstadt

Lange Zeit war Streaming Analytics das "Ass im Ärmel" innovativer Finanzmarkt-Akteure. Doch dank des Internets der Dinge oder Internet of Things, kurz IoT - gewinnt Streaming Analytics heute auch bei den Streitkräften an Popularität. Sensoren liefern eine Unmenge von zeit- und standortbasierten Daten aus unterschiedlichen Waffen- und Frühwarnsystemen. Aber erst die Möglichkeit der automatisierten Auswertung dieser Daten und der schnellen Bereitstellung von Lagebildern kann relevante Informationen für das digitale Gefechtsfeld liefern. Durch geeignete Filterung und Aggregation der Daten können Führungsstäbe und operative Einheiten so im Rahmen einer vernetzten Operationsführung in Echtzeit die richtigen Entscheidungen auf dem digitalen Gefechtsfeld treffen.

„Den Wald vor lauter Vorfällen – Big Data für die Meldepflicht bei Kritischen Infrastrukturen“

Marian Corbe
KPMG Cyber SecurityConsulting, Assistant Manager

In dem endlosen Strom von Cyber-Angriffen und persistenter Bedrohungen stehen Betreiber Kritischer Infrastrukturen gleich vor einem doppelten Dilemma. Wie können aus der Flut an großen und kleinen Cyber-Vorfällen die wirklich geschäftskritischen Angriffe erkannt werden? Und wie können im Gleichschritt dazu meldepflichtige Vorfälle nach dem IT-Sicherheitsgesetz abgewehrt und mit dem BSI geteilt werden? Die Antwort auf beide Fragen beginnt womöglich in den Tiefen der eigenen Daten. Big Data Ansätze erlauben Betreibern, durch eine Vielzahl an Indikatoren frühzeitig Angriffe zu identifizieren und wirksame Gegenmaßnahmen einzuleiten. Durch das proaktive Abschöpfen von internen und externen Datenquellen wird Betreibern eine Vorhersage und Frühwarnung von Angriffen ermöglicht, was den zeitkritischen Austausch von Meldungen mit staatlichen Stellen unterstützt. Dieser Vortrag untersucht Einsatzmöglichkeiten von Big Data Lösungen bei Betreibern von Kritischen Infrastrukturen, um Cyber-Angriffe zu erkennen und der Meldepflicht gegenüber staatlichen Stellen nachzukommen."

Teilnehmer können die Präsentationen der im Rahmen der Fachveranstaltung gehaltenen Vorträge über buero(at)afcea.de anfordern.